Wo sind die Spielplätze für größere Kinder? Ein Bericht zur Kinder- und Jugendkonferenz West
Fast siebzig Interessierte hatten sich für die »Kinder- und Jugendkonferenz West« am 21. Oktober 2021 angemeldet. Dass letztlich nur etwa die Hälfte von ihnen den Weg zum Espencampus gefunden hatte, lag vor allem am sehr stürmischen Wetter an diesem Donnerstagvormittag. Auf dem Espencampus selbst ist dabei sogar ein Baum umgestürzt.
Deshalb an dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank an alle Teilnehmenden, die dem herausfordernden Wetter getrotzt und ihren Weg an die Espenstraße gefunden haben.
Gewiss lag es auch an der geringeren Teilnehmendenzahl, dass nicht alle geplanten Workshops besetzt werden konnten. Doch vielleicht waren die ausgefallenen Workshops für Kinder und Jugendliche thematisch einfach nicht interessant genug.
Welche Themen wurden bei der Konferenz besprochen?
Folgende Workshops fanden nicht statt, weil sich niemand dafür angemeldet hatte:
- »Sicher durch den Stadtteil«
- »Miteinander leben«
Woran mag es liegen, dass diese Themen die Teilnehmenden der Konferenz nicht angesprochen haben? Sicherheit ist immerhin eines der wichtigsten Themen für Erwachsene. Scheinbar aber nicht für Kinder und Jugendliche. Das Sicherheitsbedürfnis bekommen Menschen also in der Kindheit vermutlich erst anerzogen.
Das Thema »Miteinander leben« war vielleicht zu abstrakt formuliert. Kinder und Jugendliche mögen es konkret, was sich auch in der regen Teilnahme in den anderen Workshops widerspiegelt:
- »Spielplatzgestaltung« (neun Teilnehmende)
- »Freiräume und Sport« (sieben Teilnehmende)
- »Saubere Umwelt, weniger Müll« (fünf Teilnehmende)
- ein Videoteam, bestehend aus vier Teilnehmenden, hat die gesamte Konferenz mit der Kamera begleitet
Welche Ergebnisse haben die Teilnehmenden erarbeitet?
Nachdem alle fleißig in ihren Workshops diskutiert, notiert, gebaut, gemalt und gebastelt hatten, war am Nachmittag ab 15 Uhr die Stunde der Präsentation gekommen. Mitarbeitende der Stadtverwaltung, des Amtes für Stadtgrün und der Vonovia waren gekommen, um sich die Ideen, Wünsche und Vorschläge der Kinder und Jugendlichen anzuhören.
Workshop: Spielplatzgestaltung
Beim Workshop Spielplatzgestaltung wurde beispielsweise deutlich, dass es zwar viele Spielplätze für ganz kleine Kinder gibt, aber sehr wenige Angebote für ältere Kinder bis etwa 14 Jahre. Deshalb gingen konkrete Forderungen aus dem Workshop hervor:
- mehr Grün in der Stadt – bestehende Grünflächen nicht mit Häusern zubauen
- kleine Unterstellmöglichkeiten / Hütten auf Spielplätzen, wenn es regnet
- mehr Sportangebote als nur Fußballplätze (z.B. Volleyballfelder, Basketballplätze, Tischtennisplatten)
- saubere und sichere Skateparks
- sonstige Bewegungsmöglichkeiten, z.B. Klettergerüste
Bewegung wird also nicht nur von Ärzten gefordert, sie ist den Kindern selbst auch ganz wichtig. Doch vielseitig möglich sollte sie sein, spielerisch, zum Ausprobieren, selbst machen und mit vielen Freiräumen.
Workshop: Freiräume und Sport
Freiräume und Sport waren die Themen des zweiten Workshops, bei dem sich die Kinder und Jugendlichen insbesondere über Gemeinschaftsgärten Gedanken gemacht haben. Auch dabei haben sie viele interessante Ideen präsentiert:
- die Gärten sollen für alle Kinder öffentlich zugänglich sein
- Dinge können repariert und gebaut werden
- im offenen Garten kann gesät, gepflanzt, geerntet und gegessen werden
- die Gärten sollen auch Lebensraum für Tiere sein
- die Gärten sollen von Kindern in Selbstorganisation bewirtschaftet werden dürfen
Besonders wichtig beim letzten Punkt war allen Teilnehmenden, dass nichts perfekt sein muss oder auf Anhieb klappen. Ausprobieren dürfen und auch mal Fehler machen, denn nur aus denen kann man lernen.
Workshop: Saubere Umwelt, weniger Müll
Direkt aktiv geworden sind die Teilnehmenden beim Workshop »Saubere Umwelt, weniger Müll«. Bevor der Sturm noch wütender werden konnte, haben sie an der Espenstraße Müll gesammelt. Bei dieser Aktion ist erschreckend viel davon zusammengekommen, hauptsächlich Tetrapacks, Plastikflaschen und Knüllpapier.
Recycling ist jedoch schwierig. Oft wird der Müll als Restmüll verbrannt und erzeugt so vermeidbare Schadstoffe. Außerdem stecken im Müll viele Rohstoffe, die nun verloren gehen.
Deshalb haben sich die Teilnehmenden des Workshops dem praktischen Upcycling gewidmet. Aus den alten Tetrapacks haben sie Portemonnaies, Federmappen und Windlichter hergestellt. Das sorgte nicht nur für viel Zuspruch, sondern regte die anderen bestimmt zum Nachmachen an.
Zusätzlich stellte auch der Umwelt-Workshop Forderungen an die Politik:
- mehr Mülltonnen sollen aufgestellt werden
- Mülltonnen sollen öfter abgeholt werden
- Mülltonnen sollen schöner gestaltet sein
Welche Forderungen können umgesetzt werden?
Forderungen zu stellen und auch gehört zu werden, ist die eine Seite. Und die verlief am Tag der Konferenz recht positiv. Unter den teilnehmenden Kindern und Jugendlichen schwang jedoch auch die Sorge mit, dass sich nach der Konferenz keine Veränderungen ergeben und doch wieder alles so bleibt, wie es ist.
Wünschenswert wäre selbstverständlich, dass Vertreter*innen der Stadtverwaltung regelmäßig in Schulen, Kindergärten und sozialen Einrichtungen vorbeischauen, um sich direkt mit Kindern und Jugendlichen auszutauschen und ihre Ideen zeitnah umzusetzen.
So ist die Realität aber nicht. Wer etwas möchte, muss selbst aktiv werden. Dafür gibt es beispielsweise Direktkontakte zum Amt für Stadtgrün oder zum Kinder- und Jugendbeauftragten der Stadt Dresden. Dort könnt ihr anrufen, eine E-Mail oder einen Brief schreiben und um Antwort oder einen Besuch in eurer Einrichtung bitten.
Ein paar gute Hinweise und Tipps haben die Vertreter*innen der Stadt aber bereits bei der Konferenz mit den Kindern und Jugendlichen geteilt:
- Es ist schwerer, einen komplett neuen Spielplatz einzurichten. Schaut also auf bestehenden Spielplätzen, was ihr vermisst. Passt da vielleicht noch irgendwo eine Tischtennisplatte oder ein Klettergerüst hin? Zeichnet oder schreibt eure Vorschläge auf und schickt sie dem Kinder- und Jugendbeauftragten!
- Trefft euch mit euren Freund*innen, sammelt Müll und bastelt daraus Futterhäuser für Vögel, Behältnisse für Spielzeug oder andere tolle kreative Dinge. Schickt uns gerne eure Bilder und Ideen. Dann teilen wir sie gerne auf Instagram und Facebook!
- Für bunte Mülltonnen benötigt man im Grunde nur zwei Dinge: Farbe und Mülltonnen. Fragt einfach auch hier beim Kinder- und Jugendbeauftragten nach, was da möglich ist.
Zum Schluss sagen wir noch einmal herzlichen Dank an alle, die bei der Kinder- und Jugendkonferenz West dabei waren. Wir haben großartige Ideen gehört und freuen uns darauf, sie demnächst in der Stadtlandschaft umgesetzt zu sehen.
Bis zur nächsten Kinder- und Jugendkonferenz!